Meppener Eisenhütte feiert 2017 ihr 160-jähriges Jubiläum
"Faszination Gießen". Unter dieses Motto hatte die Meppener Eisenhütte ihr 160-jähriges Firmenjubiläums gestellt. Noch immer faszinierend, selbst nach mehr als vierzig Jahren Gießereipraxis, finden Karl-Ernst und Ulrich Spalthoff das Gießen als außerordentlich effiziente Methode, Metalle in Form zu bringen. Die Diplom-Ingenieure führen das Unternehmen als Inhaber in dritter Generation.
Ein Beitrag zur Geschichte der Meppener Eisenhütte
Die nachstehenden Ausführungen stellen eine Zusammenfassung einer Druckschrift von G. Steenken dar,
die die Museumsgruppe des Heimatvereins der Stadt Meppen anlässlich einer vom November 2002 bis
März 2003 durchgeführten Ausstellung zur Geschichte der Meppener Eisenhütte herausgegeben hat.
Gründung
Als Theodor Reismann (1826 – 1863) im Jahre 1856 den Gedanken fasste, in Meppen eine Fabrik zur
Eisengewinnung aus Erz, also eine Eisenhütte, zu errichten, waren die Voraussetzungen nicht schlecht. Vor
Ort oder in der Nähe war alles vorhanden, was man für den Betrieb der Hütte brauchte.
Rohstoffe gab es in großen Mengen: Rasenerz in Meppen und Umgebung, ein Toneisensteinfeld zwischen
Salzbergen und Rheine und Kalkstein aus der Umgebung von Rheine. Ems und Eisenbahn dienten als
Verkehrswege für den Rohstofftransport. Energie für die Dampferzeugung und für den Ofenbetrieb war in
Form von Torf im Bourtanger Moor und in Form von Kohle vom Piesberg bei Osnabrück zu bekommen.
Das Geld für den Bau der Hütte hatte Theodor Reismann aus Amerika mitgebracht, wo er lukrative
Geschäfte gemacht hatte. Was noch fehlte, lieh er sich von seiner Verwandtschaft. So konnte er mit dem
Bau der Hochofenanlage, Maschinenhäuser, Gießhallen und sonstigen Gebäude beginnen. Eine gesunde
Portion Risikobereitschaft zeichnete den Gründer Theodor Reismann aus.
Arbeitskräfte gab es in Meppen reichlich. Allerdings war es anfangs unmöglich, im Emsland Facharbeiter wie
Former, Gießer und Maschinenführer zu finden. Sie mussten von auswärts angeworben werden.
Aufbau
Nachdem Theodor Reismann die Erzfelder und das Grundstück für die Eisenhütte gekauft hatte, stand
seinem Vorhaben nichts mehr im Wege. 1857 wurde der Grundstein gelegt, zwei Jahre später wurde der
Hochofen angeblasen und das erste Eisen abgestochen.
Hüttenwerk
Ab 1859 war der Hochofen bis auf kurze Reparaturzeiten ununterbrochen in Betrieb, bis er 1875 stillgelegt
wurde. Er hat jährlich ca. 7.000 Tonnen Roheisen geliefert. In den 14 Jahren von 1859 bis 1875 waren das
insgesamt etwa 90.000 Tonnen Roheisen. Dafür sind 100.000 Kubikmeter Rasenerz verarbeitet, 90.000
Tonnen Kalkstein als Zusatz gegeben und mehr als 300.000 Tonnen Kohle und Koks verheizt worden. Was
für eine große Materialmenge, die mit den Möglichkeiten der damaligen Zeit bewegt werden musste!
Wirtschaftliche Schwierigkeiten
Trotz vermeintlich guter Voraussetzungen kam die Eisenhütte in wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1. Es gab
finanzielle Probleme wegen zu geringer Erlöse aufgrund hoher Transportkosten. 2. Der rasante technische
Fortschritt in der Eisen- und Stahlindustrie führte an anderen Standorten zu günstigeren Produktionskosten
mit der Folge sinkender Marktpreise. 3. Die Erzbasis, das Rasenerz, war wegen des geringen Gehalts an
Eisen qualitativ nicht mehr konkurrenzfähig. 4. Der frühe Tod des Firmengründers im Jahre 1863 war für das
noch junge Unternehmen ein schwerer Schlag, verlor die Hütte doch nicht nur ihren Gründer, sondern auch
den erfahrenen Leiter des Werkes.
Vom Hüttenwerk zur Gießerei
1868 folgte der Konkurs des Unternehmens und eine Zeit wechselnder Eigentumsverhältnisse mit
wirtschaftlichem Auf und Ab. Noch im gleichen Jahr wurde ein Kupolofen zum Schmelzen von Gusseisen
errichtet. Damit wurde aus dem Hüttenwerk eine Gießerei. Mit Säulen für Fabrikhallen, Maschinenteilen für
den Dampfmaschinenbau und diversen Produkten für den Eisenbahnbedarf lief das Gießereigeschäft gut an.
Familie Spalthoff
Im Jahre 1913, nach einem erneuten Zusammenbruch der Firma, erwarb der Kaufmann Wilhelm Spalthoff
aus Coesfeld den Betrieb von Heinrich Treude, dem bestellten Liquidator des Unternehmens. Er ließ die
Firma in das Handelsregister des königlichen Amtsgerichtes Meppen eintragen. Wilhelm Spalthoff gelang
eine Wiederbelebung des Geschäfts. Neben der Gießereifertigung konzentrierte er sich auf den Stahlbau für
Brücken, Eisenbahndrehscheiben und andere Einsatzbereiche.
Großbrand und Krieg
1934 wurde die Eisenhütte von einem Großbrand heimgesucht. Ein großer Teil der Gebäude brannte ab. Im
selben Jahr starb Wilhelm Spalthoff nach kurzer Krankheit. Den Betrieb übernahmen seine Söhne Karl und
Willy, die den Wiederaufbau nach dem Brand tatkräftig in Angriff nahmen.
Im 2. Weltkrieg wurden bei einem Bombenangriff auf Meppen im Januar 1944 einige Mitarbeiter der
Eisenhütte getötet und mehrere Arbeiterwohnungen zerstört. Das Betriebsgelände wurde nur wenig in
Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Krieg lief der Betrieb nur langsam wieder an. Die Versorgung mit
Rohstoffen war zusammengebrochen. Nach der Währungsreform besserte sich die Lage. Die Eisenhütte
bekam reichlich Aufträge. Im Jahre 1953 trat Willy Spalthoff jr. in das Unternehmen ein. Neue Gebäude,
neue Maschinen und neue Arbeitskräfte wurden gebraucht.1973 bzw. 1978 stiegen Karl-Ernst und Ulrich
Spalthoff in den Familienbetrieb ein. Die Eisenhütte entwickelte sich wirtschaftlich und technisch stetig
weiter.
Vom Kupolofen zum modernen Induktionsofen
1989 wurde der mit Koks gefeuerte Kupolofen stillgelegt und durch einen Elektro-Induktionsofen ersetzt.
Damit hatte die Meppener Eisenhütte die Tür zu einer größeren Werkstoffvielfalt aufgestoßen. Neben
Grauguss produziert sie seitdem auch Sphäroguss, eine Werkstoffgruppe, die sich durch stahlähnliche
Eigenschaften auszeichnet und ein erhebliches Wachstumspotenzial besitzt.
Gut in Form für die Zukunft
Mit dieser strategischer Entscheidung ist es der Meppener Eisenhütte gelungen, den Anforderungen des
Marktes noch besser gerecht zu werden und am Produktionswachstum teilzunehmen. Weitere Investitionen
sind geplant. Mit modernen Technologien, qualifizierten Mitarbeitern und einer ungebrochenen Leidenschaft
für die Faszination Gießen fühlt sich die Meppener Eisenhütte für die Zukunft gut gerüstet.
Die nachstehenden Ausführungen stellen eine Zusammenfassung einer Druckschrift von G. Steenken dar,
die die Museumsgruppe des Heimatvereins der Stadt Meppen anlässlich einer vom November 2002 bis
März 2003 durchgeführten Ausstellung zur Geschichte der Meppener Eisenhütte herausgegeben hat.
Gründung
Als Theodor Reismann (1826 – 1863) im Jahre 1856 den Gedanken fasste, in Meppen eine Fabrik zur
Eisengewinnung aus Erz, also eine Eisenhütte, zu errichten, waren die Voraussetzungen nicht schlecht. Vor
Ort oder in der Nähe war alles vorhanden, was man für den Betrieb der Hütte brauchte.
Rohstoffe gab es in großen Mengen: Rasenerz in Meppen und Umgebung, ein Toneisensteinfeld zwischen
Salzbergen und Rheine und Kalkstein aus der Umgebung von Rheine. Ems und Eisenbahn dienten als
Verkehrswege für den Rohstofftransport. Energie für die Dampferzeugung und für den Ofenbetrieb war in
Form von Torf im Bourtanger Moor und in Form von Kohle vom Piesberg bei Osnabrück zu bekommen.
Das Geld für den Bau der Hütte hatte Theodor Reismann aus Amerika mitgebracht, wo er lukrative
Geschäfte gemacht hatte. Was noch fehlte, lieh er sich von seiner Verwandtschaft. So konnte er mit dem
Bau der Hochofenanlage, Maschinenhäuser, Gießhallen und sonstigen Gebäude beginnen. Eine gesunde
Portion Risikobereitschaft zeichnete den Gründer Theodor Reismann aus.
Arbeitskräfte gab es in Meppen reichlich. Allerdings war es anfangs unmöglich, im Emsland Facharbeiter wie
Former, Gießer und Maschinenführer zu finden. Sie mussten von auswärts angeworben werden.
Aufbau
Nachdem Theodor Reismann die Erzfelder und das Grundstück für die Eisenhütte gekauft hatte, stand
seinem Vorhaben nichts mehr im Wege. 1857 wurde der Grundstein gelegt, zwei Jahre später wurde der
Hochofen angeblasen und das erste Eisen abgestochen.
Hüttenwerk
Ab 1859 war der Hochofen bis auf kurze Reparaturzeiten ununterbrochen in Betrieb, bis er 1875 stillgelegt
wurde. Er hat jährlich ca. 7.000 Tonnen Roheisen geliefert. In den 14 Jahren von 1859 bis 1875 waren das
insgesamt etwa 90.000 Tonnen Roheisen. Dafür sind 100.000 Kubikmeter Rasenerz verarbeitet, 90.000
Tonnen Kalkstein als Zusatz gegeben und mehr als 300.000 Tonnen Kohle und Koks verheizt worden. Was
für eine große Materialmenge, die mit den Möglichkeiten der damaligen Zeit bewegt werden musste!
Wirtschaftliche Schwierigkeiten
Trotz vermeintlich guter Voraussetzungen kam die Eisenhütte in wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1. Es gab
finanzielle Probleme wegen zu geringer Erlöse aufgrund hoher Transportkosten. 2. Der rasante technische
Fortschritt in der Eisen- und Stahlindustrie führte an anderen Standorten zu günstigeren Produktionskosten
mit der Folge sinkender Marktpreise. 3. Die Erzbasis, das Rasenerz, war wegen des geringen Gehalts an
Eisen qualitativ nicht mehr konkurrenzfähig. 4. Der frühe Tod des Firmengründers im Jahre 1863 war für das
noch junge Unternehmen ein schwerer Schlag, verlor die Hütte doch nicht nur ihren Gründer, sondern auch
den erfahrenen Leiter des Werkes.
Vom Hüttenwerk zur Gießerei
1868 folgte der Konkurs des Unternehmens und eine Zeit wechselnder Eigentumsverhältnisse mit
wirtschaftlichem Auf und Ab. Noch im gleichen Jahr wurde ein Kupolofen zum Schmelzen von Gusseisen
errichtet. Damit wurde aus dem Hüttenwerk eine Gießerei. Mit Säulen für Fabrikhallen, Maschinenteilen für
den Dampfmaschinenbau und diversen Produkten für den Eisenbahnbedarf lief das Gießereigeschäft gut an.
Familie Spalthoff
Im Jahre 1913, nach einem erneuten Zusammenbruch der Firma, erwarb der Kaufmann Wilhelm Spalthoff
aus Coesfeld den Betrieb von Heinrich Treude, dem bestellten Liquidator des Unternehmens. Er ließ die
Firma in das Handelsregister des königlichen Amtsgerichtes Meppen eintragen. Wilhelm Spalthoff gelang
eine Wiederbelebung des Geschäfts. Neben der Gießereifertigung konzentrierte er sich auf den Stahlbau für
Brücken, Eisenbahndrehscheiben und andere Einsatzbereiche.
Großbrand und Krieg
1934 wurde die Eisenhütte von einem Großbrand heimgesucht. Ein großer Teil der Gebäude brannte ab. Im
selben Jahr starb Wilhelm Spalthoff nach kurzer Krankheit. Den Betrieb übernahmen seine Söhne Karl und
Willy, die den Wiederaufbau nach dem Brand tatkräftig in Angriff nahmen.
Im 2. Weltkrieg wurden bei einem Bombenangriff auf Meppen im Januar 1944 einige Mitarbeiter der
Eisenhütte getötet und mehrere Arbeiterwohnungen zerstört. Das Betriebsgelände wurde nur wenig in
Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Krieg lief der Betrieb nur langsam wieder an. Die Versorgung mit
Rohstoffen war zusammengebrochen. Nach der Währungsreform besserte sich die Lage. Die Eisenhütte
bekam reichlich Aufträge. Im Jahre 1953 trat Willy Spalthoff jr. in das Unternehmen ein. Neue Gebäude,
neue Maschinen und neue Arbeitskräfte wurden gebraucht.1973 bzw. 1978 stiegen Karl-Ernst und Ulrich
Spalthoff in den Familienbetrieb ein. Die Eisenhütte entwickelte sich wirtschaftlich und technisch stetig
weiter.
Vom Kupolofen zum modernen Induktionsofen
1989 wurde der mit Koks gefeuerte Kupolofen stillgelegt und durch einen Elektro-Induktionsofen ersetzt.
Damit hatte die Meppener Eisenhütte die Tür zu einer größeren Werkstoffvielfalt aufgestoßen. Neben
Grauguss produziert sie seitdem auch Sphäroguss, eine Werkstoffgruppe, die sich durch stahlähnliche
Eigenschaften auszeichnet und ein erhebliches Wachstumspotenzial besitzt.
Gut in Form für die Zukunft
Mit dieser strategischer Entscheidung ist es der Meppener Eisenhütte gelungen, den Anforderungen des
Marktes noch besser gerecht zu werden und am Produktionswachstum teilzunehmen. Weitere Investitionen
sind geplant. Mit modernen Technologien, qualifizierten Mitarbeitern und einer ungebrochenen Leidenschaft
für die Faszination Gießen fühlt sich die Meppener Eisenhütte für die Zukunft gut gerüstet.